Etwas verspätet möchte ich noch einen persönlichen Rückblick auf das WHATT 2024 nachreichen.
Ich hatte mir vorgenommen die Gelegenheit zu nutzen, um mich eine Woche lang ausschließlich nur mit Astronomie zu beschäftigen insbesondere mit den grundsätzlichen Problemen, die ich noch mit meiner AZ EQ 6 habe.
Dazu habe ich mich technisch reduziert, quasi zurück an den Start und nur mit der mitgelieferten Handsteuerung gearbeitet. Einzige ein Winkeleinblick für den Polsucher sollte mir die Arbeit erleichtern. Wie sich herausstellen sollte liegt auch hier die Tücke im Detail und gibt Spielraum für neue Fehler.
Glücklicherweise haben mich Astro Kollegen unter ihre Fittiche genommen, so dass ich mein Aufbau ab Dienstag etwas zentraler aufstellen konnte. Hilfen und Fragen waren so schneller möglich. Am Montag, Dienstag und Mittwoch baute ich das komplette Teleskop immer wieder ab um alle Aufstell-Vorgänge wiederholt üben zu können. Immer wieder machte es mir Probleme die Montierung Richtung Norden aufzustellen. Es soll so einfach sein, mit dem Kompass über das Stativ peilen und mit einem markanten Punkt im Hintergrund, der aus dieser Position Norden markiert verbinden.
Die Schwierigkeiten, die sich ergaben, waren in der Missweisung zwischen magnetischen Pol und geografischen Pol zu suchen, das kann unter Umständen schon so groß sein das diese mit den Azimut Einstellschrauben nicht mehr ausgeglichen werden können.
Auch waren wir uns oft nicht einig welche markante Landschaftsmarke im Hintergrund genau Norden markiert.
Ist die Montierung auf das Stativ aufgesetzt ist eine Peilung leichter, lässt aber eine größere Veränderung der Stativ Position nicht ohne weiteres zu, Stichwort Ausrichtung des Stativkopfes in waagerechter Position.
Für die waagerechter Aufstellung des Stativs habe ich eine Dosenlibelle verwendet die sich dafür als optimal erwies.
Diese Schwierigkeiten hatte ich bei jedem neuen Aufbau des Stativs. Grundsätzlich muss ich mich mit diesem Thema eingehender beschäftigen, jedenfalls ist mein Eindruck der, dass es nicht so simpel ist wie bisher immer beschrieben wurde, ein Stativ in Nordrichtung aufzustellen.
Ab dem Donnerstag blieb dann das Teleskop ausgerichtet stehen.
Das nächste intensive Thema war der Umgang mit der Handsteuerung und die Einordnung der Montierung mit Hilfe des Polsuchers und einem 30mm Übersichtsokular. Wird der Polarstern in diesem 30mm Okular mit Hilfe Azimut- und Höheneinstellschraube mittig in diesem Okular eingestellt, sieht man den Polarstern schon im Polsucher. Dort wird dann die Feineinstellung vorgenommen. Mit einer Handy App wird mir die genaue Lage des Polarsterns auf dem Ring dargestellt, die Kunst ist nun mit der Azimut- und Höheneinstellschraube den Polarstern auf die gleiche Position im Polsucher einzustellen.
Der Fehler, den ich hier gemacht habe, war der das ich nicht geprüft habe das die 0 (12 Uhr) genau senkrecht nach OBEN ausgerichtet im Polsucher stand. Ich hätte nur an der RA Achse drehen müssen, bis die 0 in 12 Uhr Position senkrecht steht. Der Polsucher verdreht das Bild so das alles auf dem Kopf steht also auch die 0 (12 Uhr) unten ist. An der RA Achse kann dann die Position so weit verdreht werden das die 0 (12 Uhr) senkrecht oben steht und abhängig davon ob vielleicht die Strichplatte im Polsucher verdreht ist. Wichtig ist die 0 (12 Uhr) oben! Der 90 Grad Winkelsucher für den Polsucher verkippt das Bild nicht mehr. So ist dann die Positionsübertragung aus einer App auf dem Ring der Strichplatte ohne weiteres möglich.
Ich habe mit dieser Ungenauigkeit gelebt und mit viel Geduld auch drei Drei-Sterne-Alignment durchgeführt. Was mit diesem Ausgangsfehler sehr fummelig war, denn kein Stern war nach dem Anfahren im 30mm Okular zu sehen. Über den Sucher habe ich dann den Zielstern eingestellt und bestätigt. Der Fehler wurde dadurch ausgeglichen, aber nur weil ein Drei-Stern-Alignment durchgeführt wurde. Bei einem Zwei-Stern oder gar nur Ein-Stern Alignment wäre wohl wieder Frust angesagt gewesen, ohne genau zu wissen warum.
Wichtig ist auch das der Sucher vorher IMMER nochmal justiert wird, die Annahme das die Justage stabil bleibt, wenn der nur gut verpackt wurde, ohne dass die Schrauben gelöst wurden, ist falsch. Es ändert sich immer was.
Ich habe mir dann für die Nächte immer einfache Objekte ausgesucht einfach um sicher zu gehen das das Goto funktioniert und nicht irgendwelche anderen Einflüsse eine Beobachtung des Objektes verhindern. Eine reine Sicherheitsmaßnahme.
Es funktionierte aber alles und die Freude über die Darstellungsleistung des APO überwog.
Nur am letzten Abend, ausgerechnet, gab es nochmal Stress, aus irgendeinem Grund stimmt die Polarsternausrichtung nicht mehr, sei es das die Montierung mit einem Bein etwas versunken ist durch den starken Regen zuvor oder ein Besucher versehentlich irgendwas verstellt hatte. Ich brauchte drei Anläufe, bis ich einigermaßen alles wieder eingestellt habe.
Mein Fazit, es hat sich zu hundert Prozent gelohnt eine ganze Woche im Boot Camp zu sein und sich auf das nötigste zu reduzieren, kein iPolar, kein Laptop, kein Tablet und kein WLAN-Modul. Das hat zwar neue Fehlermöglichkeiten ermöglicht (siehe 0 Uhr Position im Sucher, dejustierter Sucher) aber schloss eine ganze Reihe anderer aus. Zu einigen Dingen bin ich nicht gekommen, vielleicht auch ganz gut so, ich wollte die manuelle Justage mit dem Polsucher mit dem Bild vergleichen, das mir iPolar liefert. In meiner Vorstellung hätte iPolar den Polarstern als grünen Kreis darstellen müssen. Vermutlich wäre aber genau das nicht der Fall gewesen. Aufgrund des 12 Uhr Fehlers, den ich gemacht habe, hätte der Polarstern nicht von iPolar im grünen Kreis dargestellt werden können.
Das alles mit Goto usw. funktionierte lag einzig und allein daran das ich immer ein Drei-Stern-Alignment gemacht habe.