Für Besitzer des alten GSO dürfte diese Erweiterung interessant sein. Es gibt bei Teleskop-Service ein Upgrade Kit auf eine vierarmige Spinne. Die alte dreiarmige Spinne mit ihren mehreren Millimeter starken Streben ist optisch nicht so günstig.
Als ich davon erfuhr war ich einer der ersten der dieses Upgrade durchführte. Ich muss aber einen Sachverhalt vorweg schicken, damit keine Missverständnisse auftreten, prinzipiell ist eine dreiarmige Spinne einer vierarmigen Spinne optisch überlegen wenn die Streben gleich dick sind. Die dreiarmige Spinne erzeugt zwar sechs Spikes am Stern, hat aber geringere Beugungserscheinungen. Die vierarmige Spinne erzeugt nur vier Spikes am Stern dafür sind diese wesentlich ausgeprägter und somit auch die Beugungserscheinungen. Ich bin kein Optiker und kann diesen Sachverhalt nicht herleiten, dies ist nur das Konzentrat der Informationen die ich im Laufe der Zeit sammeln konnte. Trotzdem lohnt sich in diesem Fall der Umstieg von der drei auf die vierarmige Spinne. Die dreiarmige Spinne beim alten GSO Modell ist so dick, dass sie den Vorteil der geringeren Beugung gegenüber einer vierarmigen Spinne mehr als wett machen. In den neuen GSO Teleskopen wird im übrigen nur noch die vierarmige Spinne eingebaut.
Auf den folgenden zwei Bildern seht ihr zwei Spinnen, das linke Bild ist mein Dobson und das rechte ist ein Fabrikdobson. Wie auf dem rechten Bild zu erkennen ist, liegen beim Fabrikdobson eine Justageschrauben, eine Fangspiegelstrebe und die Mittelachse des Okularauszuges auf einer Linie. Auf den linken Bild ist diese Ausrichtung nicht zu erkennen. Prinzipiell sollte es kein Unterschied machen wie die Spinne ausgerichtet wird (wenn kein Offset), nur ist die Justage beim Farbrikdobson vermutlich einfacher. Die Justage meines Newton bereitete trotzdem keine Probleme, weshalb ich diesen kleinen Fehler noch nicht behoben habe. Beizeiten,wenn die nächsten Änderungen anstehen (Hauptspiegeltausch), werde ich die Spinne noch mal ausbauen und wie auf den rechten Bild dargestellt wieder einbauen. Sollte es sich herausstellen das der Fangspiegelhalter einen „eingebauten“ Offset berücksichtigt, so muss ich diese Anordnung sofort ändern. Die zentrale Schraube müsste dann logischerweise, in Verlängerung der gedachten Linie (Achse OAZ, Spinnenstrebe, Justageschraube), etwas vom Okularauszug weg, versetzt sein. Bis jetzt konnte ich kein Offset feststellen oder messen. Wenn jemand diesbezüglich genauere Informationen hat bitte ich um eine kurze email.
Übrigens auf den beiden Fotos ist sehr schön zu erkennen wie die Velourfolie wirkt.
Wie wird vorgegangen:
1.) Zunächst die Hauptspiegelzelle samt Hauptspiegel ausbauen und an einem sicheren Ort bringen. Dort den Hauptspiegel mit einem Tuch gegen Staub abdecken. Somit ist das wertvollste schon mal in Sicherheit und außer Reichweite irgendwelcher Gegenstände.
2.) Am Tubus befindliche Anbauten, Sucher oder Telrad, abbauen. Vor Beginn der Arbeiten ist es sinnvoll, die Positionen, an denen die Löcher gebohrt werden sollen am Tubus großflächig mit Kreppklebeband zu bekleben.
3.) Als nächstes kommt der Ausbau des Fangspiegels. Hierzu zwei wichtige Hinweise vorweg, die Oberfläche des Fangspiegels NICHT berühren. Wer unsicher ist sollte Handschuhe verwenden, es gibt spezielle Feinmechanikerhandschuhe die nicht fusseln. Wenn die zentrale Schraube gelöst wird, immer mit einer Hand die Fangspiegelhalterung sichern damit diese nicht abfallen kann.
4.) Der Fangspiegel kann samt Halterung entfernt werden. Vorsicht, es befindet sich auf der Schraube eine Druckfeder die wird noch gebraucht und darf nicht verloren gehen. Auch den Fangspiegel an einem sicheren, möglichst staubfreien, Ort bringen.
5.) Die Schrauben der Spinnenstreben am Tubusrand außen abschrauben und die Spinne aus dem Tubus entfernen.
6.) Es müssen nur DREI neue Löcher in den Tubus gebohrt werden. Ausgangspunkt ist die vorhanden, ursprüngliche Bohrung der dreiarmigen Spinne am Okularauszug. Im weiteren Verlauf dieser Beschreibung spreche ich diese Bohrung mit B1 an (Abb 1).
Abb 1. |
Ausgehend von dieser Bohrung B1 wird ein Maßband um den Tubus abgewickelt. Der Nullpunkt des Maßbandes ist deckungsgleich mit dem Mittelpunkt der Bohrung B1. Das Maßband darf die Bohrung B1 nur zu Hälfe abdecken. Dieser Mittelpunkt kann ganz gut abgeschätzt werden, es muss nicht auf ein 1/10mm genau sein. Das Maßband bzw. der Nullpunkt wird an dieser Stelle mit einem Stück Klebestreifen fixiert. Nun wird das Maßband straff (!!!) um den Tubus gewickelt und muss exakt wieder beim Nullpunkt zusammentreffen. Das Ende wird mit einem Stück Klebestreifen fixiert, die Zahlen müssen dabei noch ablesbar sind. Nun wird kontrolliert ob der Abstand des Maßbandes vom Tubusrand überall gleich ist. Dazu können zur Kontrolle die beiden anderen Löcher der dreiarmigen Spinne herangezogen werden. Das Maßband muss, wenn alles richtig ist, durch den Mittelpunkt der beiden anderen Bohrungen verlaufen (Abb 2.)
Abb 2. |
Ist das sichergestellt wird das Maßband mit Klebestreifen in regelmäßigen Abständen fixiert (damit es nicht mehr verrutschen kann). Die Fixierung sollte sinnvoller weise an den Stellen erfolgen, wo keine Bohrungen zu erwarten sind. Jetzt kann der Tubusumfang vom Maßband abgelesen werden und sollte bei 95 cm liegen. Dieser Wert wird durch vier geteilt (95cm/4=23,75cm). Beginnend bei der Bohrung B1 (Nullpunkt) wird entlang des Maßbandes in den Abständen 23,75cm, 47,50cm, und 71,25cm zunächst kleine Markierungen auf den Tubus geritzt. Wurde Kreppklebeband aufgeklebt kann die Markierung auch mit einem Bleistift erfolgen. Diese Markierung entspricht dem Mittelpunkt der neuen Bohrung. Wichtig, alle Punkte noch mal genau überprüfen. Wenn sicher gestellt ist, dass die Markierungen richtig angebracht sind, können die Markierungen mit einem spitzen Körner für die Bohrung vorbereitet werden . Die Markierungen werden mit etwas stärkeren Druck und drehenden Bewegungen in das Tubusblech eingearbeitet. Die Markierungen können auch mit einem Hammer gekörnt werden, dazu ist am besten von einer zweiten Person ein Holzstück von innen an die entsprechende Stelle zu kräftig gegen zu drücken, so werden Körnerdellen vermieden. Die erste Bohrung sollte mit einem kleinen scharfen Bohrer z.B. M3 erfolgen. Das Loch ist dann Schritt für Schritt mit immer größeren Bohrern auf die erforderliche Größe zu erweitern. Wer sich nicht sicher ist, der sollte es vorher an einem Probestück aus Blech ausprobieren. Auch hier ist es hilfreich wenn eine zweite Person von innen ein Stück Holz anhält, der Bohrung "fällt" dann nicht so ruckartig ins Bohrloch und hinterlässt außen keine Lackschäden durch den Bohrerkopf. Zunächst sollte das Loch nicht größer sein als das Gewindestück an der Fangspiegelstrebe. Bei meinen Upgrade Kit waren die Streben zu lang und es hätte genügt die Löcher nur in der Größe der Gewinde zu bohren. So hatte ich die Löcher im Durchmesser des Schaftes der Rändelmuttern gebohrt, dadurch konnte ich die Rändelmuttern bis zum Anschlag aufschrauben. Die Fangspiegelspinne konnte so nicht mehr gespannt werden. Erst ein paar Unterlegscheiben, zwei pro Strebe, außen an den Tubus angebracht, ermöglichten das die Fangspiegelspinne gespannt werden konnte (Abb 3.)
Abb 3. |
7.) Jetzt ist auch der Zeitpunkt gekommen zu überlegen ob evtl. auch der Nachführknopf angebracht werden soll. Die Bohrungen hierfür können gleich in diesem Arbeitsgang erledigt werden. Auch das Telrad wurde in diesem Arbeitsgang mit Schrauben an den Tubus befestigt. Kurzum jetzt ist die Gelegenheit günstig, viele Löcher in den Tubus zu bohren ;-) (Querlüftungen etc.)
8.) Wenn der Tubus bis jetzt noch nicht mit Velours verkleidet ist kann auch dies nachgeholt werden. Dabei können auch gleich die Schrauben der Deklinationsräder kontrolliert werden.
9.) Nachdem ALLES, bis auf dem Hauptspiegel, wieder montiert wurde, kann die Fangspiegelhalterung wieder eingebaut werden. Der Tubus ist dazu wieder waagerecht zu legen. Durch das mittlere Loch wird die zentrale Schraube eingesteckt und mit der Fangspiegelhalterung verschraubt. Denkt an die Feder die darf nicht fehlen.
10.) Als letztes kann dann die Hauptspiegelzelle eingesetzt werden. Da der Fangspiegelkörper an dem die Streben montiert sind, dicker ist als bei der alten Konstruktion wird der Justageweg, der längs der Tubusachse zu Verfügung steht, knapp. Er sollte aber ausreichen den Fangspiegel mittig vor dem Okularauszug zu zentrieren. Notfalls müssten VIER neue Löcher in den Tubus gebohrt werden. Diese Löcher wären dann dichter an den Tubusrand anzuordnen. Vorsicht in diesem Fall, zwischen den neuen Löcher und den alten Löchern muss dann genügend Abstand eingehalten werden damit die Stabilität gewährleistet bleibt. Bis jetzt konnte mir aber niemand von diesen Fall berichten (nur das es so ist, ein Dank nochmal an Bernd), so daß davon ausgegangen werden kann, daß die Notwendigkeit vier neue Löcher zu bohren, nicht besteht. Und nun beginnt ein anderes Kapitel ..... die Justierung.